Bei einem Flug über Österreich sind mir die vielen kleinen und grossen Nebelbecken, Seen und Meere aufgefallen. Erst als ich da und dort Häuser und Lichter im Nebel entdecke, merke ich, dass nicht jeder Nebelkörper einen Flusslauf oder Wasser unter sich birgt. „Nebel ist eine Wolke die die Erde berührt“, habe ich mal im „Lexikon“ des St.Galler Tagblatt gelesen. Und so muss es sich bei diesem Wetterphänomen wohl um eine spezielle Zusammenarbeit von Wasser und Luft in Kontakt mit der Erde handeln. Eindrucksvolle Richtungskraft (aufsteigendes Wasser) und Neukonstitution wird dann sogleich erlebbar, wenn das Feuer des Sonnenlichts dazu kommt.

Auch auf symbolischer Ebene ist mir der Nebel in der Naturtherapie interessant. Oftmals geht er einher mit Einschränkung von direkter Sicht und Orientierung, viele Sprachbilder erzählen von der Verwandlung- und Verzauberungsqualität und auch als in Szene gesetzten Übergangsraum in Anderswelten kennen wir den Nebel.

Setzen wir uns anhaltendem Nebel in der Natur über längere Zeit aus, wird er uns unweigerlich berühren. Er legt sich über Alle und Alles, dringt in jede Pore und Faser, tränkt den Boden, den Rucksack, die Seele, den Raum.

Wasser, Nebel, Dampf

 

 

Nebel ist eine Wolke

mit zahllosen in der Luft schwebenden Wassertröpfchen.

Es gibt Abkühlungsnebel, Verdunstungsnebel und Mischungsnebel.

 

 

Astrid Habiba Kreszmeier beschreibt in ihrem Buch „Systemische Naturtherapie“ diese schwer fassbare Wasser auch in seinem Bezug zum Wasserkreislauf. Sie spricht von Trennung und Wiederkehr, von einem Trennungsprozess zwischen Feinstofflichem und Essenziellen, von einer Auflösung im Dienste einer grösseren Bewegung die das Wasser auch reinigt und in einen neutralen Zustand bringt.

Dass der Nebel die Sicht so stark einschränkt fordert naturgemäss andere Sinne heraus. Und auch auf die emotionale Wahrnehmung kann Nebel einen stärkenden Effekt haben. Menschen sind allenfalls mehr bei sich, bei Jenem das spürbar (sichtbar) bleibt. Wer sich im Nebel vorwärts bewegt lernt sein taktiles Empfinden zu schätzen, der Weg will oftmals mehr gefühlt werden, bestenfalls sind es auch Geräusche und Klänge aus dem „Nichts“ die uns im Zurechtfinden begleiten. Auf psychischer Ebene ist mit allen diesen Fragen von Orientierung womöglich auch das Grundthema von Vertrauen gerufen. Gerade dann, wenn in diesem Raum, „der so gut leitet“ (Anm. Zitat) möglicherweise auch eine Ahnung darüber entsteht, wie es ist wenn sich Materie und Äther endgültig von einander lösen. Vielleicht liegt es daran, dass alle Verfilumgen der Überfahren ins Totenreich in Nebellandschaften eingebetet sind.